Welche Perspektiven haben Schausteller in der aktuellen Situation?

Krisengespräch zwischen Dr. Albrecht Schütte MdL und Schaustellerfamilien aus der Region

Region Heidelberg. Ein faktisches Berufsverbot durch die Verordnungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie: Die Schaustellerbranche leidet und viele Betriebe stehen vor dem finanziellen Ruin. Um über die aktuelle Situation zu sprechen, traf sich der Landtagsabgeordnete Dr. Albrecht Schütte (CDU) mit Alf und Andrea Fischer sowie Inge und Horst Kräher. Die beiden Familien führen ihre traditionsreichen Schaustellerbetriebe und stehen vor der größten Krise, die dieses Gewerbe je erlebt hat. „Wenn das so weiter geht, werden viele von uns das finanziell nicht überleben“, so Alf Fischer. Besonders hart treffe die Branche, dass es keinen Lichtblick gebe. So besagten zwar die offiziellen Richtlinien, dass Großveranstaltungen bis Ende Oktober verboten seien, aber man diskutiere bereits über die Absage von Weihnachtsmärkten und Faschingsveranstaltungen. Zudem würden auch Veranstaltungen abgesagt, bei denen deutlich weniger als 500 Leute zusammenkämen und die Abstandsregeln sicher so gut wie auf der Heidelberger Hauptstraße eingehalten werden könnten. „Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll“, so Horst Kräher.

„Wir müssen raus auf den Platz, um unsere Existenzen zu sichern. Zudem fehlt uns der Austausch mit unseren Kunden, die wir teilweise seit Jahrzehnten kennen“, darin waren sich die Schausteller, für die der Weihnachtsmarkt 2019 die letzte Einnahmequelle war, einig. Die Soforthilfe habe hervorragend funktioniert, allerdings reiche sie nur für eine begrenzte Zeit. Zudem sei es nicht ihr Ziel, von staatlicher Unterstützung zu leben. Man halte sich an die geltende Verordnung, aber an manchen Stellen herrsche unter den Kollegen Unverständnis. So sei die Öffnung von Freizeitparks oder Demos mit mehreren tausend Teilnehmern erlaubt, aber eine Dorfkerwe mit maximal 300 bis 400 Besuchern werde abgesagt. „Kleinere Straßenkerwen müssen unter Beachtung der entsprechenden Auflagen wieder möglich sein. Dabei sind die Vorgaben des Landes allerdings nur ein Teil. Die Verantwortung des Veranstalters wiegt natürlich auch schwer“, sagte Schütte.

Über die Umsetzung solcher Veranstaltungen mache man sich schon seit Beginn der Krise Gedanken und stelle immer wieder Konzepte auf, um die Hygiene- und Abstandsregelungen einhalten zu können, so Fischer, und „die Schausteller können das leisten“. Man lege schon immer hohen Wert auf die Sicherheit, so habe man beispielsweise zur Durchführung des beliebten deutsch-amerikanischen Freundschaftsfestes ein über hundertseitiges Sicherheitskonzept erstellt. Man wisse, dass man auf vieles wie beispielsweise Konzerte oder Feuerwerke verzichten müsse, um Menschenansammlungen zu vermeiden, aber man habe meistens große Flächen und könne das Publikum entzerren.

Auch den wirtschaftlichen Faktor dürfe man nicht unbeachtet lassen, so die Schausteller. „Wir kaufen unsere Produkte regional ein und die Veranstaltungen wirken sich auch auf den Tourismus aus“, so Fischer. Beispielsweise von Heidelberger Weihnachtsmarkt würde auch der Heidelberger Einzelhandel profitieren.

„Positiv kann ich Ihnen zusagen, dass Sie finanzielle Unterstützung aus dem 25 Milliarden Euro Programm des Bundes bekommen werden“, so der Abgeordnete, „gleichzeitig müssen wir aber Wege finden, um kleinere Veranstaltungen auch mit Schaustellern durchführen zu können.“

Abschließend appellierten die Schausteller: „Wir wollen finanziell nicht an Corona sterben – wir brauchen einen Lichtblick!“ (Text/ Foto: Christine Nahrgang)

Bildunterschrift (v.l.n.r.): Alf und Andrea Fischer, Horst Kräher und Dr. Albrecht Schütte MdL

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