„Stärker als jetzt waren wir nie“

Starker Auftritt von EU-Kommissar Günther Oettinger in Zuzenhausen

Zuzenhausen. „Es ist, als würde ein neuer Trainer den FC Bayern München nach einer großartigen Saison übernehmen und dann in der nächsten nur auf Tabellenplatz zwei landen“, mit diesen Worten beschrieb der CDU-Landtagskandidat Dr. Albrecht Schütte die Auswirkungen des Regierungswechsels des Landes Baden-Württemberg im Jahre 2011 – und es sollte nicht der letzte Fußballvergleich des Abends sein. Man habe den Platz an der Spitze der Republik verloren: Unter der letzten CDU-Regierung habe man die niedrigste Schulabbrecherquote, die niedrigste Verbrechens- und die höchste Aufklärungsquote und solide Finanzen gehabt – und dies habe man nicht zuletzt dem heutigen EU-Kommissar und ehemaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger zu verdanken. Nun sei man nur noch Mittelmaß und dies müsse schnellstmöglich geändert werden.

Gleich zu Beginn überreichte Bürgermeister Dieter Steinbrenner einen Präsentkorb mit regionalen Produkten aus Zuzenhausen. „Normalerweise übergibt man ein solches Geschenk erst am Ende einer Veranstaltung und wartet ab, ob der Redner gut war. Bei Herr Oettinger weiß ich, dass er per se gut ist“, betonte Steinbrenner, der sich freute, Oettinger nun schon zum dritten Mal in seiner Gemeinde begrüßen zu dürfen. Bis zu diesem Zeitpunkt sei jedoch noch keine Gelegenheit gewesen, dass sich Herr Kommissar in das Gästebuch des Ortes einzutragen.

„Wir können uns leider kein Goldenes Buch leisten, aber es ist schwarz und das hebt das Gold wieder auf“, kommentierte der Bürgermeister bestens aufgelegt den Eintrag Oettingers. Zum Ende seiner Ansprache bedankte Steinbrenner sich bei Elke Brunnemer MdL, die bei der kommenden Landtagswahl nicht mehr kandidieren wird, für die hervorragende Zusammenarbeit.

„Meine verbleibenden 90 Sekunden reichen nicht aus, um die 15 Jahre Deiner Arbeit als Abgeordnete zu würdigen. Du bist deinen Weg gegangen und es war ein guter Weg. Zuzenhausen hat von deiner Arbeit profitiert.“ Auch Günther Oettinger richtete sich zu Beginn an die scheidende Abgeordnete: „Elke Brunnemer ist eine Kollegin, die ich im Landtag kennen und schätzen gelernt habe. Danke für den Einsatz in der Region und in Stuttgart.“

Der bekennende VfB-Stuttgart-Fan Oettinger ließ es sich nicht nehmen, den Trainerwechsel des regionalen Bundeligaerstligisten TSG 1899 Hoffenheim zu kommentieren: „Ich wünsche dem Verein viel Erfolg in dieser Saison und hoffe, dass er erstklassig bleibt.“ Nach dem Ausflug in die Welt des Fußballs fand Oettinger klare Worte für die aktuelle Asylpolitik der Regierung: „Eine europäische Konzeption ist die richtige Konzeption.“ Doch wenn am 7. März bei dem EU-Türkei-Sondergipfel keine Entscheidungen getroffen werden, so komme man an nationalen Maßnahmen nicht vorbei. „Ein Plan B ist unvermeidbar, kann aber gewaltige wirtschaftliche Probleme mit sich bringen“, so der EU-Kommissar.

Oettinger lieferte Lösungsansätze für die Verhandlungen: „Wir müssen die Menschenwürde vor Ort in den benachbarten Flüchtlingslagern sichern. Man muss verhindern, dass die Menschen ihr Leben riskieren, um nach Europa zu kommen.“ „Wir sind stärker als je zuvor, doch wie halten wir diese Position?“, leitete Oettinger zum Ausbau der Infrastruktur über. „Dies darf nicht nur ein Zwischenhoch für ein paar Jahre sein, doch wir müssen mehr arbeiten und mehr tun, um uns weiterzuentwickeln“, so der ehemalige Ministerpräsident weiter. „Wir müssen gemeinsam mit den Gemeinderäten, dem Land, dem Bund und Europa dafür sorgen, dass unser Land attraktiv bleibt.“

Die digitale Revolution sei eine schnelle und umwälzende Veränderung und man müsse dafür sorgen, dass Deutschland hier mithalten könne. „Wir brauchen Investitionen in die digitale Infrastruktur – das geht jedoch nicht allein auf nationaler Ebene“, erklärte Oettinger. Es sei nicht zeitgemäß, dass auf dem Weg von Zuzenhausen nach beispielsweise Florenz kein einziges Mal der Pass kontrolliert werde, aber bei dem Überschreiten einer Grenze jedes Mal ein fünfminütiges Funkloch aufkommen würde. Man müsse das Netz europäisieren, sonst sehe Oettinger schwarz für neue Technologien. „Keiner wird seinen Arbeitsplatz halten können, wenn er nicht mit der digitalen Revolution mithalten kann“, betonte Oettinger. Er animierte die Zuhörerschaft, sich demnächst zu einem Computerkurs anzumelden und sich in diesem wichtigen Bereich weiterzubilden.

Oettinger äußerte sich auch zu dem Spitzenkandidaten der CDU Guido Wolf: „Er hat eine blitzsaubere Ausbildung und ist ausreichend erfahren und zudem jung genug, um das Land in den nächsten 10 Jahren zu führen.“ Elke Brunnemer MdL dankte Oettinger abschließend für seine Worte: „Du hast uns gezeigt, wo wir heute stehen, wo wir hin müssen und welche Herausforderungen auf uns warten. Unser starkes Fundament konnte in den letzten fünf Jahren nicht einstürzen, doch wir müssen dafür sorgen, dass es nicht noch wackeliger wird.“

Günther Oettinger nahm sich zum Abschluss die Zeit, ein Fass Dachsenfranzbier anzustechen. „Ich traue Ihnen das Leeren des Fasses zu, aber trinken sie alle genussvoll und in Maßen und begeben sie sich dann auf den Fußweg nach Hause“, gab er den Anwesenden mit auf den Weg. (Text/Foto: Nahrgang/Busse)

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