Notfallpraxis in Neckargemünd soll erhalten bleiben

Für den ländlichen Raum und gegen eine Zentralisierung in den großen Städten / Stadt Neckargemünd bietet kostengünstigere Räumlichkeiten / Genug Ärzte vorhanden

Neckargemünd. „Ich nehme mir das schon zu Herzen“, sagte Dr. Johannes Fechner, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), „versprechen werde ich nichts, aber ich nehme Ihre Argumente, Ihr Angebot und Ihre Unterschriftenliste mit, wir werden nochmals darüber beraten.“ Auf Initiative der Landtagsabgeordneten Elke Brunnemer (CDU) war Fechner am gestrigen Montagabend ins Rathaus gekommen, um über die von der KVBW geplante Schließung der Notfallpraxis, die sich in Neckargemünd befindet, zu informieren und zu sprechen. Sachlich wurde miteinander diskutiert und auf beiden Seiten jeweils gewichtige Argumente vorgetragen. Parteiübergreifend ziehen Abgeordnete und Bürgermeister aus der Region an einem Strang.

„Uns geht es um die Menschen in unserer ländlichen Region“, sagte Brunnemer, die seitens der baden-württembergischen CDU-Landtagsfraktion auch Sprecherin für den ländlichen Raum ist, „man darf übrigens nicht nur Neckargemünd mit seiner Nähe zu Heidelberg sehen, sondern auch die zahlreichen Umlandgemeinden.“ „Hier muss auch die Politik eingreifen“, unterstützte Dr. Annette Gärtner, welche die niedergelassenen Ärzte und ihren Kollegen Dr. Sönke Müller (Notfalldienstbeauftragter für Neckargemünd und Eberbach) vertrat, „hier muss die Politik sagen, wir wollen den ländlichen Raum erhalten. Man muss sich anders positionieren, als dem Mainstream zu folgen und alles zu zentralisieren.“

Fechner betonte einführend, dass die KVBW die Wirtschaftlichkeit im Auge haben müsse. Ferner wies er darauf hin, dass es immer weniger Ärzte auf dem Land und Probleme mit der Nachwuchsgewinnung gäbe: „Wir haben aktuell 300 freie Plätze. Pro Jahr verlieren wir 100 Hausärzte. Die jungen Ärztinnen und Ärzte können es sich heute aussuchen, die Notdienstbelastung ist ein Standortfaktor. Wenn man nach Freiburg oder Heidelberg geht, muss man gegebenenfalls gar keinen Dienst machen.“ Nach Ansicht der KVBW seien auch die Patienten auf der Gewinnerseite, wenn die Notfallpraxis beispielsweise in den Räumlichkeiten eines Krankenhauses betrieben werde: „Dort stehen zur Untersuchung der Patienten – wenn nötig – mehr technische Geräte zur Verfügung.“

Vorgabe sei grundsätzlich, dass jeder Bürger in Baden-Württemberg nach maximal 30 Minuten mit dem Pkw eine Notfallpraxis erreichen könne. Fechner: „Tatsächlich erreichen sogar 80 Prozent der Bürger eine Notfallpraxis innerhalb von 20 Minuten.“ Von Heiligkreuzsteinach aus allerdings nicht, wie Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl aus eigener Erfahrung berichtete. Die kommunalen Vertreter wiesen ferner auch auf die demographische Entwicklung, die längeren Anfahrtszeiten und die topographischen Gegebenheiten hin. Bezweifelt wurde ferner, dass es durch die Schließung der Notfallpraxis zu einem nennenswerten finanziellen Vorteil auf Seiten der KVBW käme.

Neckargemünds Bürgermeister Horst Althoff machte abschließend einen Knopf dran und sagte zu Fechner: „Bitte nehmen Sie die Bereitschaft der Stadt Neckargemünd mit nach Stuttgart, Ihnen noch kostengünstigere Räumlichkeiten anzubieten, als dies jetzt der Fall ist. Weder kurz- noch mittelfristig haben wir hier ein Ärzteproblem, es sind genug Ärzte vorhanden, welche die Notfallpraxis tragen.“ (Text/Fotos: Busse)

Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Elke Brunnemer MdL (CDU), Bürgermeister Horst Althoff (Neckargemünd), Dr. Albrecht Schütte (CDU-Landtagskandidat und Gemeinderat), Dr. Johannes Fechner, Bürgermeister Guntram Zimmermann (Spechbach), Thomas Funk MdL (SPD), Tanja Ehrhard (Bürgermeisterstellvertreterin Schönau), Dr. med. Annette Gärtner (Vertreterin der Ärzte), Bürgermeister Eric Grabenbauer (Wiesenbach), Bürgermeister John Ehret (Mauer), Bürgermeister Klaus Gärtner (Gaiberg), Thomas Wilken (Hirschhorn), Bürgermeister Herold Pfeifer (Neckarsteinach), Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl (Heiligkreuzsteinach), Wolfgang Kuhnle (Bürgermeisterstellvertreter Lobbach) und Bürgermeister Holger Karl (Bammental).

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