Ministerpräsident a. D. Erwin Teufel begeisterte auf dem Bürgerempfang des CDU-Landtagskandidaten Dr. Albrecht Schütte und des CDU-Stadtverbandes Neckargemünd
Neckargemünd „Alles nimmt ein gutes Ende für den, der warten kann“ – dieses Zitat des bekannten russischen Erzählers Tolstoi sollte sich bei der jüngsten Veranstaltung des CDU-Landtagskandidaten Dr. Albrecht Schütte und des CDU-Stadtverbandes Neckargemünd bewahrheiten. Geduldig warteten die über 50 Gäste des CDU-Bürgerempfangs auf den ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel, der von Spaichingen kommend erst mit einer dreiviertelstündigen Verspätung den „Goldenen Anker“ in der Neckargemünder Hauptstraße erreichte. „Ich bin um 14 Uhr losgefahren, ein Unfall auf der Autobahn und ständig Staus – ich hätte nie gedacht, dass es so lange dauern würde. Eine solche Verspätung hatte ich bisher noch nie. Früher bin ich in drei Stunden von zu Hause nach Bonn gefahren“, entschuldigte sich Teufel gleich zu Beginn „in aller Form“ bei den Anwesenden und freute sich, dass er „dennoch so überaus herzlich“ empfangen wurde.
Bereits mit seinen ersten offenen Worten gewann Teufel die Herzen seiner Zuhörer, die sofort merkten: Da vorne steht ein Mann mit Stil, einer von – wie man gerne umgangssprachlich sagt – „der alten Schule“, der auf höfliche Umgangsformen und ein respektvolles gutes Miteinander Wert legt.
„Werte als Grundlage des Handelns in der Politik“ lautete dann auch das Thema, zu welchem der 76-jährige CDU-Politiker tief in die Historie eintauchend sprach, zunächst aber zu Beginn seiner Ausführungen den CDU-Landtagskandidaten Dr. Schütte lobte: „Sie sind promovierter Physiker, das finde ich ausgezeichnet, Sie wären eine große Bereicherung für den Landtag.“
„Was ist denn eigentlich unsere Kultur? Auf welchem Fundament steht eigentlich unser Europa?“, fragte Teufel und zitierte diesbezüglich den ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss: „Europa ist auf drei Hügeln erbaut: auf der Akropolis von Athen, auf dem Kapitol in Rom und auf Golgotha“. Griechischer Geist, das römische Recht und der Ein-Gott-Glauben der Juden und der Christen hätten Europa geprägt.
Der ehemalige Ministerpräsident nahm im Rahmen seiner Rede seine Zuhörer mit auf eine spannende historische und philosophische Reise. Er stoppte unter anderem bei Immanuel Kant, dem deutschen Philosophen der Aufklärung („Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“) und dem lutherischen Theologen, CDU-Politiker und ehemaligen baden-württembergischen Kultusminister Wilhelm Hahn: „Die Berufsakademien sind seine Erfindung gewesen.“ Mit Blick auf die schwierige Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sagte der Christdemokrat, das, was er auch einmal dem früheren US-Präsidenten George W. Bush senior gesagt habe: „Wir Deutsche verdanken den Vereinigten Staaten nicht viel, sondern alles.“ Die USA hätten „kein Versailles, sondern einen Marshall-Plan geschaffen“, die Nachkriegszeit sei damit nicht wieder zur Vorkriegszeit geworden. Wichtig sei Konrad Adenauers „Politik der Westbindung“ gewesen, diese habe Deutschland in die politischen, ökonomischen und militärischen Bündnisse des Westens integriert. Ausdrücklich lobte Teufel auch den ehemaligen französischen Außenminister Robert Schuman, der im Mai 1950 die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) vorgeschlagen hatte.
Nach Ausführungen zur Sozialen Marktwirtschaft, zur deutschen Wiedervereinigung und zur im Grundgesetz geregelten Gewaltenteilung sagte Teufel bezüglich Europa: „Die Europäische Union ist vor allen Dingen eine Friedensgemeinschaft. Nun wächst die dritte Generation heran, die keinen Krieg erlebt hat, die die besten Jahre ihres Lebens zum Aufbau einer beruflichen Existenz, zum Aufbau einer eigenen Familie nutzen kann.“
Intensiv widmete sich der Redner auch den Menschenrechten, „diese haben sich in unserem Kulturraum entwickelt“, diese habe man kraft Geburt, diese seien „die größte Errungenschaft unserer Kultur und Geschichte.“ Diese Rechte stünden auch den Flüchtlingen zu. Aber es gebe nicht nur Menschenrechte, sondern auch Menschenpflichten. Wer Gast in Deutschland sei, der müsse alle diese Menschenrechte auch achten. Weiter sagte Teufel auszugsweise zur Asyl- und Flüchtlingspolitik: „Wer verfolgt ist und unseren Boden erreicht, den müssen wir aufnehmen, zumindest so lange, wie die Verfolgungs- und Kriegssituation in seinem Land besteht. Wir sollten aber auch den Mut haben, ganz offen zu sagen: Wenn, was wir hoffen, der Krieg in Eurem Land zu Ende geht, dann müsst Ihr auch Aufbauarbeit im eigenen Land leisten, dann habt Ihr keinen Anspruch mehr auf Asyl.“ Teufel forderte abschließend, dass die Europäische Union ihre Außengrenzen besser schützen müsse.
Für seine Rede erhielt Erwin Teufel am Ende Standings Ovations, das Publikum zeigte sich begeistert. „Angesichts dieses Vortrags wäre heute mancher Geschichtslehrer blass geworden“, meinte ein beeindruckter Zuhörer. „Solche Persönlichkeiten brauchen wir in der Politik“, stimmte eine Zuhörerin in das Lob ein.
Den Bürgerempfang eröffnet hatte der Neckargemünder CDU-Stadtverbandsvorsitzende Klaus Rupp, der auch hinsichtlich der Asyl- und Flüchtlingspolitik mit einem Zitat von Bundespräsident Joachim Gauck deutlich machte: „Unsere Werte stehen nicht zur Disposition. Sie sind es, die uns verbinden.“
CDU-Landtagskandidat Dr. Albrecht Schütte hatte sich im Anschluss ausführlich den Themen Innere Sicherheit, Asyl- und Flüchtlingspolitik, Bildung und Infrastruktur gewidmet. Schütte verwies unter anderem darauf, dass die CDU nach Regierungsübernahme 1.500 neue Polizeistellen schaffen wolle. Die Dauer der Asylverfahren müsse verkürzt, nicht berechtigte Asylbewerber schneller und konsequenter in ihr jeweiliges Heimatland zurückgeführt werden.
In seiner Begrüßung von Erwin Teufel leitete Schütte dann zum Thema Werte über. Aktuell gebe es mit Islamisten, Rechtsradikalen, die tätlich Personen oder Gebäude angreifen, Linksradikalen, die Gewalt gegen Sachen und Menschen verüben, wachsende Parallelgesellschaften: „Es ist die Aufgabe aller Demokraten, trotz unterschiedlichen Meinungen zu den Sachthemen, klar für unsere Werte und unsere freiheitliche Lebensweise einzutreten.“
(Text/Fotos: Matthias Busse)