Anliegen der ambulanten Kinderkrankenpflege

Dr. Albrecht Schütte MdL zu Besuch bei Ambulinchen

Neckargemünd. Der baden-württembergische Landtag muss in den nächsten Jahren über rund 6.000 konkrete Handlungsempfehlungen der Enquetekommission Pflege entscheiden. Um den Landtagsabgeordneten einen Einblick in den Alltag der stationären und ambulanten Pflege zu ermöglichen, vermittelte der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) „Kurzpraktika“ in verschiedenen Standorten der über 1000 Mitgliedereinrichtungen im Land. Der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Albrecht Schütte nahm diese Einladung gerne an und besuchte die ambulante Kinderkrankenpflege Ambulinchen in Neckargemünd.

„Die Formen der Pflege sind sehr vielfältig, daher bin ich dankbar für diesen konkreten Input“, so Schütte zu Beginn des Gesprächs mit den Inhaberinnen des Kinderkrankenpflegedienstes Daniela Eitelbuß sowie Angela Fehlow und der Landesreferentin des bpa Sandra Schmidt.

Die beiden Kinderkrankenschwestern berichteten vom Alltag der Pflege. So leisteten die Mitarbeiterinnen medizinisch anspruchsvolle Intensivpflege, häufig seien sie gleichzeitig dabei auch eine Stütze der Familien. Allerdings gebe es gewaltige Herausforderungen. Das größte Problem sei die Sicherstellung einer verlässlichen und auskömmlichen Finanzierung, machten die beiden Inhaberinnen klar.

Während in der Pflege und im Gesundheitswesen Vergütungen meist exakt festgelegt sind, gilt dies gerade bei medizinischer Intensivpflege von Kindern nicht. „Man erwartet von uns, dass wir die Pflege mit Fachpersonal machen, wir wissen aber nie, was wir verdienen“, so Frau Eitelbuß. Jedes Mal verhandle sie neu mit den Krankenkassen und erlebe immer wieder Enttäuschungen. „Kinder sind medizinisch keine Erwachsenen – auch keine Kleinen – und deshalb brauchen wir erfahrene Kinderkrankenschwestern, zum Teil mit mehreren Zusatzausbildungen“, so Frau Fehlow. „Dieser Beruf ist äußerst kompliziert und verlangt viel Verantwortung und Beobachtungsgabe.“ Schließlich betreue Ambulinchen fast nur intensivpflichtige Patienten im Alter von 0 – 18 Jahren.

Auf dem Gebiet tummelten sich allerdings auch Billiganbieter, die nicht ausreichend entsprechende Fachkräfte einsetzten. „Gute Kinderkrankenpflege hat ihren Preis und dafür kämpfen wir tagtäglich.“, sagte Inhaberin Eitelbuß. Den Stundensatz, den sie aufgrund einer genauen Kostenkalkulation bei den Krankenkassen einreiche, würde sie quasi nie bezahlt bekommen. Dazu komme ein enormer bürokratischer Aufwand, der teilweise auch bei der Beschaffung entsprechender medizinischer Hilfsmittel von den Eltern zu leisten sei.

„Wir benötigen Fachkräfte“, so Frau Eitelbuß. „Altenpfleger/innen sind für unsere Patienten ungeeignet, da wir komplett andere Krankheitsbilder und dementsprechende Behandlungen in unserem Alltag erleben. Daher unterstützen wir mit Nachdruck die Petition zum Erhalt des eigenständigen Berufsbildes der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, die beim Deutschen Bundestag eingereicht wurde. Auch der Bundesverband sieht die Generalisierung der Pflegeberufe als problematisch.

„Generalisten, die in jeden Bereich nur einen kleinen Einblick bekommen konnten, sind nicht ausreichend“, so Schmidt. Schon jetzt hätten die Auszubildenden in der Gesundheits- und Kinderpflege zu wenig Praxis in Kinderkliniken.

Um dem Abgeordneten auch einen Einblick in den Alltag einer Familie zu ermöglichen, begleitete die Pflegedienstleitung ihn zu einem Patienten. „Vor Ort kann man sehen, wie die Familien kämpfen. Man hat kaum Privatsphäre, da immer eine Pflegekraft im Haus ist. Wir nehmen auch die Eltern in die Pflicht, damit die Eltern-Kind-Bindung nicht leidet“, so Frau Fehlow.

60 Mitarbeiter betreuen in über 3000 Stunden im Monat ca. 20 Patienten zwischen Heilbronn, Viernheim, Ludwigshafen, Mannheim und bis in den Odenwald hinein. Zusätzlich unterstützt Daniela Eitelbuß 60 Kindern im Zuge einer Pflegeberatung. Schütte zeigte sich beeindruckt von der Leistung der Kinderkrankenschwestern und sagte zu, sich in Stuttgart für ihre Interessen einzusetzen und sich mit dem zuständigen Sozialminister in Verbindung zu setzen, um auf die genannten Missstände im Bereich der ambulanten Kinderkrankenpflege aufmerksam zu machen.

„Sie leisten wertvolle und wichtige Arbeit, für die man sich einsetzen muss“, so der Abgeordnete. (Text/ Foto: Nahrgang)

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